Die DEG hat sich dazu verpflichtet, den Beitrag ihrer Kunden zu den wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Zielen im Sinne der Sustainable Development Goals (SDGs) zu erhöhen und damit die positiven Wirkungen ihrer Investitionen kontinuierlich zu verbessern. Um diesen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung zu messen, wird das Development Effectiveness Rating (DERa) eingesetzt.
Mit der DEG-Strategie „Impact.Climate.Returns.“ hat die Wirkungsmessung des DERa weiter an Bedeutung gewonnen. Die DEG fokussiert sich mit dieser Strategie noch stärker auf die Finanzierung von und die Beratung für impactstarke sowie klimaschonende Vorhaben von Unternehmen, die zugleich betriebswirtschaftlich erfolgreich sind.
Mit der neuen Strategie wurde auch das DERa weiterentwickelt. Ziel der Aktualisierung des DERa 1.0 auf DERa 2.0 ist es, sowohl positive als auch negative Effekte von Vorhaben darzustellen und so Wirkungen auf Basis einer „Nettoperspektive“ zu betrachten und zu messen. Zusätzlich sollen Themen wie Gendergerechtigkeit und Klimaschutz, die zunehmend an Relevanz gewonnen haben, besser abgebildet werden. Zudem erfasst das DERa nun auch die Rolle der DEG bei der Begleitung von Transformationsprozessen von Kunden, die einen noch höheren Impact ihrer Investitionen erzielen wollen. Mit der Erweiterung soll das neue DERa auch einen stärkeren Anreiz für die Kunden schaffen, sich weiter zu verbessern und ihren DERa-Score aktiv positiv zu beeinflussen.
Struktur des DERa 2.0
Das DERa-2.0-Ergebnis setzt sich zusammen aus zwei scoringrelevanten Säulen. Die eine bildet den Wirkungsbeitrag der DEG-Kunden ab, die andere erfasst die von der DEG unterstützten Transformationsprozesse des Kunden:
DERa-Säule I „Wirkungen unserer Kunden“ ist wie im DERa 1.0 in den fünf bekannten Kategorien strukturiert. Neu ist ein breiteres und differenzierteres Spektrum an positiven und negativen Wirkungsindikatoren (Nettoperspektive).
DERa-Säule II „Von der DEG unterstützte Transformation“ erfasst die Arbeit der DEG mit Kunden zur Mitigierung von potenziellen Risiken und zur Steigerung der Wirkungsergebnisse. Durch die Aufnahme dieses zweiten Abschnitts in das DERa wird die Rolle der DEG bei der Unterstützung der Kunden in ihrem Transformationsprozess hervorgehoben.
Beide Säulen setzen sich aus verschiedenen Kategorien und Bewertungsmechanismen zusammen, die gewichtet und aggregiert werden, um die endgültige Punktzahl zu ermitteln. In Säule I können bis zu 80 Punkte erreicht werden. In Säule II können bis zu 20 Punkte erzielt werden.
Säule I: Wirkungen unserer Kunden
Die DEG setzt sich dafür ein, dass ihre Kunden mehr und bessere Arbeitsplätze schaffen, das Einkommen vor Ort erhöhen und den Wandel in den sich entwickelnden Märkten unterstützen. Gleichzeitig will die DEG dazu beitragen, dass ihre Kunden nachhaltig handeln und positive Effekte für die lokale Bevölkerung erzielen. Diese Wirkungen werden in Säule I gemessen.
Innerhalb jeder Wirkungskategorie gibt es bestimmte für das DEG-Geschäft relevante Wirkungsfelder – sowohl mit positivem als auch negativem Impact. Diese beruhen dabei zu großen Teilen auf Indikatoren, die in den Umwelt- und Sozialprüfungen und Monitorings erfasst und qualitätsgesichert werden. Die Entscheidung, auch negative Kennzahlen in jede der fünf Wirkungskategorien aufzunehmen, basiert auf den Ergebnissen einer Studie zur „Nettowirkung“, die von der Österreichischen Entwicklungsbank (OeEB) und der DEG 2022 gemeinsam in Auftrag gegeben wurde. Sie ermöglicht es, jede der fünf Wirkungskategorien aus einer „Nettoperspektive“ zu betrachten, die sowohl positive als auch negative Effekte einbezieht. Darüber hinaus werden je nach Wirkungsschwerpunkt der drei Kundencluster der DEG die Indikatoren leicht unterschiedlich gewichtet. Für PE-Fonds gilt diese Struktur auf der Ebene der Fondsbeteiligten, während es für die Ebene des Fondsmanagements eine eigene Struktur gibt.
Inhaltlich wurden im Vergleich zum DERa 1.0 insbesondere folgende Aspekte aufgenommen:
Säule II: von der DEG unterstützte Transformation beim Kunden
Die zweite Säule erfasst und bewertet die Arbeit der DEG mit ihren Kunden zur Milderung negativer oder zur Förderung positiver Wirkungen ihrer Investitionen. In dieser Säule wird vor allem die Rolle der DEG bei der Unterstützung der Kunden in ihren Transformationsprozessen betrachtet. Der Schwerpunkt liegt auf der Generierung von Mehrwert, der über die finanzielle Wertschöpfung hinausgeht. Die eingeleiteten Transformationen können wirtschaftliche, soziale oder ökologische sein. Es werden vier Ansätze berücksichtigt, die teilweise bereits jetzt zum Standard in den DEG-Finanzierungen gehören oder aktuell pilotiert werden:
1. Strukturierung: In der Strukturierungsphase einer Investition wird die organisatorische, rechtliche und beteiligungsbezogene Struktur des Unternehmens geprüft, um ein umfassendes Verständnis der Unternehmensführung und ihrer Auswirkungen auf die finanzielle Performance zu erlangen. Hier angeregte, vertraglich vereinbarte Transformation wie z. B. die Erhöhung von Transparenz durch auditierte Jahresabschlüsse und Verbesserung der Corporate-Governance-Struktur führt zu einer deutlich besseren Positionierung des Unternehmens und zur Sicherung der erzielten Wirkungsbeiträge.
2. Schließung von Umwelt- und Sozial-Compliance-Lücken: In der Umwelt- und Sozialprüfung der DEG werden umfassend mögliche Auswirkungen und Risiken der Finanzierungen geprüft. In diesem Ansatz wird Transformation bewertet, die sich aus der Vereinbarung von Umwelt- und Sozialmaßnahmen in zum Beispiel Aktionsplänen sowie deren Umsetzung durch die Kunden ergibt, um die damit verbundenen Risiken auszugleichen und die Umwelt- und Sozialperformance der Kunden erheblich zu verbessern.
3. Fördermaßnahmen: Zur Umsetzung von Aktionsplänen und zur Erhöhung der Wirkungsbeiträge ihrer Kunden kann die DEG zusätzlich ergänzende, entwicklungsfördernde Finanz- und Beratungsdienstleistungen durch ihre Förderprogramme (zum Beispiel BSS) anbieten und ihre Kunden so bei ihrer Transformation aktiv unterstützen.
4. Impact-Klima-Verpflichtung über Compliance hinaus: Einige Kunden der DEG sind bereit, sich auf einen Transformationspfad mit der DEG zu Impact- und/oder Klimathemen zu begeben und durch eine formelle Verpflichtung über die Mindestanforderungen hinaus zusammenzuarbeiten. Diese Zusammenarbeit wird aktuell pilotiert und zukünftig in diesem Ansatz bewertet.
Das Scoring orientiert sich dabei am Ambitionsniveau (Impact Potential) der Maßnahme und ihrem Implementierungsstatus. Außerdem wird in vielen Fällen, nach erfolgreicher Umsetzung der vereinbarten Veränderungen, der Effekt ebenfalls in der ersten Säule des DERa sichtbar, zum Beispiel wenn Zertifizierungen erreicht und Managementsysteme erfolgreich eingeführt wurden.
Das DERa 2.0 wird ab 2024 das Engagement der DEG erfassen.
Neues Länder- und Sektormodell
In Zusammenarbeit mit dem Overseas Development Institute wurde 2023 das Länder- und Sektormodell für das DERa 2.0 überarbeitet. Hier erfasst das DERa, ob die Investition in ein Land und einen Sektor fließt, in dem diese Investition noch besonders erforderlich ist und potenziell einen besonders großen positiven Entwicklungseffekt erzielt. Zu diesem Zweck werden alle förderfähigen Projektländer anhand von drei Dimensionen bewertet:
1. Vulnerabilität bewertet die Anfälligkeit eines Landes für externe wirtschaftliche Schocks. Ein sehr vulnerables Land würde am meisten von Investitionen zur Stärkung der Resilienz profitieren.
2. Additionalität bezieht sich auf den zusätzlichen Wert oder Nutzen, den die DEG-Investitionen einem Land bringen und der ohne ihre Beteiligung nicht eingetreten wäre.
3. Die wirtschaftliche Leistung bewertet die Fähigkeit eines Landes, Investitionen, etwa in Infrastruktur oder Bildung und Qualifizierung, effektiv für nachhaltiges Wachstum zu nutzen.
Basierend auf der Leistung in jeder der drei oben genannten Dimensionen erhält jedes Projekt eine Punktzahl für das Schwerpunktland des Projekts. Darüber hinaus gibt es bestimmte Sektoren, die für die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes besonders wichtig sind und positive Spillover-Effekte erzeugen können. Dazu zählen Projekte in den Bereichen Energie, Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT), Verkehrsinfrastruktur, Finanzen und Wasserwirtschaft.
Die zu Grunde liegenden Indikatoren stammen aus internationalen Datenbanken und werden regelmäßig aktualisiert. Eine Zusammenfassung der Studie ist hier zu finden.
Wirkungen von Entwicklungsfinanzierungen aus der „Nettoperspektive“
Was wiegt schwerer: die Schaffung von Arbeitsplätzen oder biologische Vielfalt? Kann lokales Einkommen die negativen Umweltauswirkungen eines Projekts ausgleichen? Was ist also der „Nettoeffekt“ einer Investition? Die meisten heute angewandten Systeme zur Wirkungsmessung konzentrieren sich ausschließlich auf die positiven Auswirkungen, während die negativen Aspekte meist unter einer Risikoperspektive oder im Rahmen von Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien betrachtet werden.
Um sich der Möglichkeiten der Wirkungsmessung aus einer „Nettoperspektive“ anzunähern, das heißt sowohl positive als auch negative Entwicklungseffekte in einem System zu berücksichtigen, führten DEG und OeEB mit Unterstützung der Syspons GmbH eine „Exploratory Research Study on approaching DFIs Development Impacts from a Net Perspective“ durch.
Die Ziele dieser explorativen Studie waren:
- die Wissensbasis zu erweitern und die Relevanz eines Netto-Wirkungsansatzes herauszuarbeiten;
- Schaffung eines Bewusstseins für den breiteren Kontext von Investitionen in Bezug auf die Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs);
- Bereitstellung von Optionen und Bausteinen für die Integration der Nettowirkung in die Tätigkeiten von Entwicklungsfinanzierern (DFIs) und ihrem Wirkungsmanagement.
Eine Literaturrecherche, Interviews mit anderen DFIs und eine eingehende Analyse bildeten die Grundlage für die Studie. In einem weiteren Schritt wurden einzelne für OeEB und DEG besonders relevante Sektoren ausgewählt, zu denen die Beiträge der einzelnen SDGs in Bezug auf ihre (positiven und negativen) Auswirkungen und die jeweiligen Abwägungsprozesse aufgezeigt werden. Die Studie bildete die Basis, um bei der Weiterentwicklung des DERa eine Nettoperspektive einzunehmen.
Zur Studie von DEG und OeEB